Zuletzt aktualisiert am 05.10.2020
Auf dieser Seite finden Sie Ihre per Mail an mich gestellten Fragen sowie meine Antworten, gegliedert nach Bereichen.
Allgemeines
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
noch leer
Grundlagen der Makroökonomie
Makroökonomische Theorien: Klassik und Keynesianismus
Grundlagen der Geldpolitik
Geldpolitische Maßnahmen noch leer
Stellen die Akzente-Dateien eine Eingrenzung dar oder nur eine Schwerpunktsetzung?
Sie dienen nur der Schwerpunktsetzung. Vielfach können Sie dies auch anhand der veröffentlichten alten Prüfungen nachvollziehen.
Muss man die normalen Dateien und die Akzente-Dateien beide hören?
Nein, sie können auf die
Akzente verzichten. Sie enthalten inhaltlich nichts Neues.
Frage 4
Sie fragen ob ein Preismechanismus (PM) auch dann
funktionieren kann, wenn man keine Preis- und Mengenreaktionen beobachtet obwohl
der Markt nicht im Gleichgewicht ist und geben in der Musterlösung an, dass es
denkbar sei, dass ein Ausweichen auf Ersatzmärkte
erfolge, auf denen dann die Preis- und Mengenänderungen zu beobachten seien,
z.B. auf einem Schwarzmarkt bei staatlicher Höchstpreissetzung.
Wir verstehen nicht den Bezug auf den Schwarzmarkt: Unsere Überlegung war, dass durch das Ausweichen auf den Schwarzmarkt die Nachfrage auf dem normalen Markt sinkt. Für uns ist nicht ersichtlich, warum hier der PM trotzdem funktionieren kann? Ist hier gemeint, dass sich Angebot und Nachfrage auf diesem Schwarzmarkt selbst regulieren und ein PM auf dem Schwarzmarkt herrscht, da hier keine Einschränkungen durch bspw. Höchstpreissetzung besteht?
Es geht um den Markt für ein bestimmtes Gut, z.B. Brot.
Dieses wird nicht nur von einem Bäcker angeboten, sondern von vielen an vielen
Orten.
Wir können zwei Betrachtungsweisen wählen, die zum selben Ergebnis führen.
Variante 1:
Was wir betrachten, ist ein abstrakter Brotmarkt, auf
dem alle Angebote und Nachfragen zusammengefasst/aggregiert werden. Deshalb
kommt es nicht zu einer Entlastung des Marktes bei Bildung eines Schwarzmarktes,
sondern Teile der Gesamtnachfrage werden zu jeweils unterschiedlichen Preisen
befriedigt, wie dies z.B. auch in einem Flugzeug mit seinen verschiedenen
Preiskategorien der Fall ist.
Variante 2:
Wir betrachten die Märkte getrennt. Dann wird ein
Teil der Gesamtnachfrage zwar auf dem Schwarzmarkt befriedigt. Aber die gleichen
Leute hätten einen Grund, ihre Nachfrage auf dem offiziellen Markt trotzdem
aufrecht zu erhalten: sie könnten dort das Brot billiger bekommen und es dann
selber auf dem Schwarzmarkt anbieten und damit einen Gewinn machen. Damit wäre
die Knappheit auf dem offiziellen Markt rechnerisch gleich, faktisch aber noch
höher.
Folie 12
Sie schreiben, der Staat
sei kein Nachtwächterstaat, da z.B. …… aktives Handeln erfordern
In der Tat ist es so, dass
zwar zu den Zeiten, da die Laissez-faire Politik betrieben wurde, es schon die
Grundlagen der Klassischen Theorie gab; diese wurden aber nicht umgesetzt. Es
ist also tatsächlich so, dass aus Sicht der klassischen Lehre ein reines
Laissez-faire falsch ist, sondern sich der Staat aktiv um die Einhaltung bzw.
Erreichung eines vollkommenen Marktes kümmern MUSS, nicht könnte oderr so etwas.
Es ist ein Fehler extremer Vertreter der neoliberalen
Wirtschaftslehre, zu gauben, dass jeglicher Staatseingriff in die Märkte
verboten sei. Märkte brachen Rahmenbedingungen für die optimale Funktion und die
muss immer dann der Staat setzen, wenn sie nicht von selbst vorhanden sind.
Manchmal muss der Eingriff sogar noch weiter gehen, nämlich dann wenn ein Markt
von Haus aus gar nicht funktionieren KANN, also z.B. bei natürlichen Monopolen
(Schien, Gas- und Stromleitung etc.). Hier wird dann z.B die Preiskalkulation
überwacht, es besteht ein Kontrahierungsgebot etc. - alles Horrorszenarien für
extreme Neoliberale.
Folie 32
Ich habe den Geldbegriff der Zentralbanken nicht ganz verstanden, vor allem die 3 Aggregationen.
1) Warum wird die Geldmenge beachtet?
Folie 54 ff im Kapitel 4.1 Geldpolitische Grundlagen zeigt, warum die Zentralbank auf die Entwicklung der Geldmenge achtet: sie will verhindern, dass die Geldmenge massiv schneller wächst als die damit erwerbbare Gütermenge um auf diese Weise einer Inflation vorzubeugen.
2)
Welche Geldmenge ist ganz allgemein abzugrenzen?
Allgemein gesagt: alle Geldformen im Eigentum von Nichtbanken, die diese
voraussichtlich für Güterkäufe verwenden werden. (hinweis: die Zentralstaaten
werden wegen der begrenzten und genehmigungspflichtigen Geldschöpfung via Münzen
als neutral angesehen, d.h. sie gehören weder zu den Banken noch zu den
Nichtbanken; Länder, Landkreise, Gemeinden etc. zählen zu den Nichtbanken)
Eine weitere Einschränkung wird an dieser Stelle gemacht: während z.B.
Bankschulverschreibungen bis zwei Jahre Restlaufzeit hineinzählen, zählen
Staatsschulverschreibungen mit derselben Laufzeit nicht hinein. Warum das? Im
Kapitel 4.2 Geldpolitische Maßnahmen Folie 55 ff lernen wir, dass die Banken
durch Kreditvergabe Geldschöpfen können zusätzlich zur Geldschöpfung der
Zentralbank. Der Staat (Ausnahme Münzen), Unternehmen und private Haushalte
können das nicht. Deshalb gilt das Augenmerk der Zentralbank nur den
Möglichkeiten der Geschäftsbanken, Kredit zu vergeben und damit Geld zu
schöpfen. Weil sie mit den Schuldverschreibungen ihre Kredite refinanzieren
können, deshalb werden diese einbezogen und das gleiche Instrument von anderen
Schuldnern nicht.
Also zusammengefasst: Zur inflationsrelevanten Geldmenge zählen die
Zahlungsmittel und Bankgeldanlagen in der der Hand von Nichtbanken, die in
absehbarer Zeit für Güterkäufe verwendet werden.
3)
Was erfüllt die allgemeine Bedingung?
Da es um Güterkäufe geht, sind offensichtlich
Zahlungsmittel dazu zu zählen (Bargeld+Giroguthaben = M1)
Was ist aber mit Geld, das zwar nicht diese Form hat, aber nur vorübergehend bei
der Bank geparkt oder angespart wird für einen jetzt bereits absehbaren Kauf von
Waren und Dienstleistungen? Diesen Zahlungsmittelvorläufer (Geldsurrogat) außer
Acht zu lassen, hieße dass man ignoriert, dass diese Geldanlagen aufgelöst
werden können und die damit entstehenden Giroguthaben für Güterkäufe verwendet
werden können.
Bei der Frage, was nun von den vielen Anlagealternativen
einbezogen werden soll, geht man von der Sicht des Geldanlegers aus:
Er will, dass seine Mittel definitiv verfügbar sind (kein großes Ausfallrisiko;
keine ihm unbekannten Geldanleger) und er will, dass er entweder gar keines oder
nur ein begrenztes Kursänderungsrisiko für diese Anlagen hat.
Ferner muss die Zentralbank sich überlegen, welchen Planungshorizont die
Bankkunden für ihre Güterkäufe haben. Die EZB hat sich hier auf maximal 2 Jahre
festgelegt. (Deutsche Bundesbank früher bis zu 4 Jahre)
Als absolut sichere Geldformen für Güterkäufe gelten
neben den Bestandteilen von M1 noch die Spar- und Terminguthaben, weil sich an
deren Betrag nichts nach unten ändern kann. Deshalb fasst man das alles zu M2
zusammen.
Als Geldformen mit einem noch verträglichen Risiko der Wertverschlechterung
gelten die Pensionsgeschäfte, Geldmarktpapiere und Bankschuldverschreibungen mit
kurzer Restlaufzeit. Zusammen mit M2 bilden diese M3.
4)
Soll man alle Geldbestände weltweit in allen Währungen zusammenzählen?
Die Zentralbank ist nur für ihr Währungsgebiet
zuständig, kann also z.B. als EZB keinen Einfluss auf die Politik der Schweizer
Notenbank und die Geldmenge an Franken nehmen. Das spräche dafür, sich nur auf
den Euro zu konzentrieren.
Zugleich ist es aber so, dass Unternehmen und
Privatpersonen teilweise über nennenswerte Guthaben im Ausland verfügen, die
dann letztlich doch am Ort ihres Firmen-/Wohnsitzes innerhalb der Eurozone
ausgegeben werden.
Umgekehrt ist es so, dass es größere Eurobestände gibt,
die Eigentum von Amerikanern, Schweizern, Japanern etc. sind. Auch hier geht man
davon aus, dass diese Bestände eher (nach einem Umtausch in die Heimatwährung)
in deren Sitzland verausgabt werden. (Wenn es sich um inländische
Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne handelt, also z.B. die Microsoft
Deutschland GmbH in München, dann sind die Töchter ein inländisches (deutsches)
Unternehmen und werden behandelt wie Unternehmen aus der Eurozone.)
Konsequenz: man beachtet nur, wo derjenige sitzt, der die Forderung gegen die Banken hat, nicht aber ob die Bank in der Eurozone ist oder nicht und ob es sich um Euros handelt oder andere Währungen.
5)
Wofür braucht man den Begriff des Geldkapitals?
In der von mir aktualisierten Version der Datei 4.1
Grundlagen habe ich auf Folie 34 rechts die Spalte Geldkapital angefügt. Sie
umfasst die Kategorien der befristeten Geldanlagen, sofern ihre Laufzeit länger
ist als die in M3 genannte, also Bankschuldverschreibungen, Spareinlagen und
Termingelder. Diese Kategorie ist für das Inflationsgeschehen insofern
uninteressant als die Zentralbank annimmt dass die Planungshorizonte kürzer sind
als diese Anlagedauern.
Aber: je nachdem ob man fest mit fallenden oder
steigenden Zinsen rechnet, wird man die Anlagedauer evtl. verändern (bei
fallenden lange anlagedauer und bei sinkenden kurze Dauer). Damit die
Zentralbank das genauer beobachten kann, hat sie das Geldkapital abgegrenzt und
kann also sehen, ob die Zunahme von Bankschuldverschreibungen mit einer
Restlaufzeit von bis zu 2 Jahren einhergeht mit einer Abnahme bei den längeren
Laufzeiten, die Geldanleger also u.U. gar keine Absicht haben Güter zu kaufen,
sondern nur bei einem erwarteten Zinsanstieg keine so großen Verluste machen
wollen und danach dann wieder für längere Fristen anlegen.
Auf
die Frage "Warum hat die Zentralbank nicht nur eine Geldmengendefinition in
Gebrauch?
Hier ist uns das "Frühwarnsystem" nicht klar geworden. Ist hier gemeint, dass
bei einer Veränderung der Zinsstruktur erkennt, dass eventuell M3 vermehrt verkauft werden und damit „mehr Geld“ auf dem Markt ist für den Konsum und es dadurch zu einer Inflation kommen kann?
durch die Betrachtung von M3 kann man diese Entwicklung früher erkennen?
Unmittelbar dazu geeignet, die Preise durch mehr
Güternachfrage nach oben zu treiben ist nur die Art von Geld, die als
Transaktionsmittel verwendet wird, also Bar- und Giralgeld.
Was passiert, wenn die EZB nur diese beiden, also M1
ansehen würde. Sobald jemand einen Teil des Giralgeldes als Termingeld anlegt,
würde die Inflationsgefahr sinken, weil sich M1 reduziert. Wenn es dann z.B.
nach einem Monat wieder zurück auf das Girokonto kommt, dann würde sich
schlagartig die Inflationsgefahr erhöhen, weil sich M1 erhöht. Das heißt jede
noch so kurze Anlageentscheidung würde dann die Alermglocken ein- und
ausschalten. Die Politik der Geldwertstabilität wäre damit heillos überfordert.
Also nehmen wir M2, d.h. wir beziehen kurzfristige
Spareinlagen (bis 3 Monate Kündigungsfrist) und mittelfristige Termineinlagen
(bis unter 24 Monate Dauer) mit ein. Die Frage ist, ob das die einzigen
Anlageformen sind, die für die Anlage von vorübergehend nicht benötigtem Geld
zur Verfügung stehen und genutzt werden.
Dies hängt ab von der Risikobereitschaft der
Geldanleger. Ein Mehr an Risiko wird typischerweise durch ein (kleines) Mehr an
Verzinsung belohnt. Deshalb gibt es Anleger, die auch bestimmte Wertpapiere als
eine Alternative ansehen. Deshalb gibt es M3.
Wenn ich also nicht bei jeder Umbuchung vom
Inflationsrisiko (egal ob es mehr oder weniger wird) überrascht werden will,
dann muss ich ein größeres Volumen und dessen Entwicklung betrachten. Aber es
bleibt dabei, dass der kritischste Punkt wäre, wenn die Nichtbanken ihre
gesamten Guthaben in Transaktionskasse umwandeln würden. Dann bestünde das
allergrößte Risiko für einen Inflationsanstieg durch Güternachfrage.
Insofern ist diese Abstufung der Geldmengen tatsächlich
so etwas wie ein Frühwarnsystem.
Folie 63
Sie sprechen von der Mengenfestschreibung des
Warenkorbs. Durch diese Mengenfestschreibung wird der HVPI um etwa 0,5 bis 1%
p.a. zu hoch ausgewiesen. Kann es auch sein, dass er nicht zu hoch ausgewiesen
wird?
Wenn eine durch den HVPI ausgewiesene Preissteigerung
von 0,5% vorliegt, könnten wir wir eine Inflation oder eine Deflation von 0,5%
haben. Wie kann das sein?
Würde der HVPI im Jahre 2021 bspw. eine
Inflationsrate von 1,5% anzeigen, so wissen wir nicht, ob es tatsächlich eine
Erhöhung des Preisniveaus um 1,5% gegeben hat oder ob es ggfs. nur eine
Inflationsrate von 0,5% gegeben hat und die restlichen 1% durch die Unsauberkeit
beim HVPI durch die Mengenfestschreibung entstanden sind?
Menge bisher | neu | Preis bisher | neu | |
Orangensaft | 2 Liter | 1 €/l | ||
Apfelsaft | 2 Liter | 1€/l |
Budgetbelastung am Anfang: 4€
Jetzt findet eine Preisverdoppelung beim Apfelsaft statt gegenüber dem Ausgangspreis. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass daraufhin die Mengen verändert werden.
Menge bisher | neu | Preis bisher | neu | |
Orangensaft | 2 Liter | 3 Liter | 1 €/l | |
Apfelsaft | 2 Liter | 1 Liter | 1€/l | 2 €/l |
Budgetbelastung bei unveränderten Mengen: 6 statt
4 Euro, d.h. 50% mehr.
Budgetbelastung bei veränderten Mengen: 5 statt 4
Euro, d.h. 25% mehr.
Jetzt verändern wir die Ausgangssituation (1€/l für beide Getränke) mal als Preisermäßigung: der Preis für Orangensaft halbiert sich:
Menge bisher | neu | Preis bisher | neu | |
Orangensaft | 2 Liter | 3 Liter | 1 €/l | 0,50 €/l |
Apfelsaft | 2 Liter | 1 Liter | 1€/l | 1 €/l |
Wieder vergleichen wir die Änderung der
Budgetbelastung:
Bei unveränderten Konsummengen sinkt sie von 4 auf 3
Euro, d.h. um 25%.
Bei veränderten Mengen sinkt die Belastung von 4 auf
2,5 €, d.h. um 37,5 %.
Wir haben also in beiden Fällen die Konstellation, dass der feste Warenkorb höhere Verbraucherpreise misst als ein Warenkorb, der laufend die sich ändernden Verbrauchsgewohnheiten berücksichtigt. Deshalb wird eine Deflationstendenz schwächer und eine Inflationstendenz stärker ausgewiesen als dies bei variablen Mengen der Fall wäre. Die Wirkung ist um so stärker, je größer der Substitutionseffekt ist, d.h. bei Miete und Benzin wird die verzerrung z.B. geringer sein als bei bestimmten Lebensmittelgruppen. das bedeutet, dass wir dann keinen Unterschied hätten, wenn keinerlei Substitution stattfindet, was eher unplausibel ist.
Die Messabweichung des Index liegt nach Angaben der Statistiker - je nachdem welche Warengruppen gerade besonders starke Preisbewegungen aufweisen - bei 0,5% bis 1% Preisänderung p.a., d.h. wir müssen die HVPI-Werte um diesen Betrag nach unten korrigieren um festzustellen, wie stark die Haushalte von der Preisänderung tatsächlich betroffen sind in ihrem Geldbeutel. Ohne Preiselastizität hätten wir also bei einer Änderung des HVPI um +0,5% p.a. eine Inflation von 0,5 %, mit maximaler Preiselastizität (bisher erfasster) der Nachfrage eine Abweichung von 1%, d.h. eine Deflation von -0,5%p.a. Bei 1,5% HVPI-Änderung liegt die Bandbreite für die von den Haushalten erfahrene Mehrbelastung durch die Inflation zwischen 0,5% und 1%.
Speziell für die Deflation ist es aber besonders wichtig, was die Verbraucher GLAUBEN. Wenn sie meinen, dass das Leben immer billiger wird, dann besteht die Gefahr der Kaufzurückhaltung und damit der Wirtschaftskrise. (Folie 48 z.B. zeigt eine längere Deflation zu Beginn der 30er Jahre. Der damit einhergehende Zusammenbruch der Wirtschaft in Deutschland hat den Aufstieg der Nazis stark begünstigt.)